Der erste in Deutschland sportlich ermittelte Meister in Corona-Zeiten ist gekürt: Der 1. FC Saarbrücken TT hat sich am Sonntag im Liebherr TTBL-Finale durchgesetzt und damit erstmals die Meisterschaft in der Tischtennis Bundesliga (TTBL) errungen. In der Wiederauflage des Vorjahresduells mit den TTF Liebherr Ochsenhausen gab es ein 3:1.
Zwar mit Abstand und mit Maske, aber deshalb nicht weniger ausgelassen fiel der Jubel nach dem Liebherr TTBL-Finale aus. Mit 3:1 hatte der 1. FC Saarbrücken TT zuvor in der Fraport Arena die TTF Liebherr Ochsenhausen geschlagen und damit die Meisterschaft in der Tischtennis Bundesliga (TTBL) errungen – die erste in der Vereinsgeschichte. Im Vorjahr war der FCS im Liebherr TTBL-Finale noch mit 0:3 gegen die Oberschwaben unterlegen. „Gratulation an Saarbrücken. Sie haben die gesamte Saison über und auch heute eine überragende Leistung geboten“, sagte Nico Stehle, Geschäftsführer der Tischtennis Bundesliga GmbH, dem Ausrichter des Liebherr TTBL-Finals.
Live verfolgen konnten die Fans das Liebherr TTBL-Finale im Free-TV auf Eurosport und im Stream von Sportdeutschland.TV. Mit einem knapp achtminütigen Beitrag über das Endspiel eröffnete zudem die ARD-Sportschau am Sonntag ihre Sendung und maß der TTBL somit einen großen Stellenwert bei. Insgesamt war die mediale Berichterstattung über das Liebherr TTBL-Finale 2020 einzigartig. Neben Eurosport und der ARD berichteten unter anderem das ZDF, Sky Sport News HD und der Saarländische Rundfunk (SR). „Wir sind stolz, noch vor Fußball und Basketball den ersten Deutschen Meister in Corona-Zeiten ermittelt zu haben, und wir freuen uns, medial mit dem Liebherr TTBL-Finale ein Millionenpublikum erreicht zu haben“, sagte Stehle.
Franziska öffnet die Tür für Saarbrücken
„Nach der Niederlage im vergangenen Jahr hatte die Mannschaft eine Weile zu kämpfen“, blickte FCS-Führungsspieler Patrick Franziska nach dem Titel-Coup noch einmal zurück. „Aber nach wenigen Tagen haben wir beschlossen, in der nächsten Saison voll anzugreifen. Diesen unbedingten Siegeswillen haben wir in der gesamten Saison gezeigt, auch heute im Finale.“ Von einem „verdienten Titel“ sprach der sportliche Leiter der Saarländer, Erwin Berg: „Es ist unglaublich, wir sind Deutscher Meister. Aber ich glaube, wenn man auf die gesamte Saison blickt, dann ist dieser Erfolg auch verdient.“
Den Auftakt für den Saarbrücker Titel-Coup machte Franziska. Nachdem es der 28-Jährige im Vorjahr zum Auftakt des Liebherr TTBL-Finals mit Simon Gauzy zu tun bekommen hatte, ging es nun beim Wiedersehen zwischen Saarbrücken und Ochsenhausen im ersten Match gegen Hugo Calderano. Und dieses Mal hatte der Saarbrücker dank seiner Nervenstärke das bessere Ende für sich: Nachdem beide Spieler mit 11:3 (Franziska) beziehungsweise 11:6 (Calderano) je einen Satz geholt hatten, wurde das Match rasant. Dabei hatte Franziska aber immer wieder die richtige Antwort auf die Attacken des Weltranglistensechsten parat. Aus einem 8:10 machte er im dritten Satz ein 12:10 zum 2:1, um dann im vierten zwar eine 6:2-Führung zum 9:11 zu verspielen, aber im Entscheidungssatz die Ruhe zu bewahren. Zwar wehrte Calderano zwei Matchbälle des Saarländers ab und erzwang mit 10:10 die Verlängerung. In dieser aber erkämpfte sich Franziska mit vollem Risiko den dritten Matchball, den er schließlich zum 12:10 und somit dem 3:2-Sieg nutzte. „Das war ein ganz, ganz wichtiger Sieg“, befand Trainer Slobodan Grujic. „Danach hatte es Shang Kun leichter – und hat bewiesen, dass er ein Topspieler ist.“
Shang Kun macht mit Weltklasse-Leistung alles klar
Shang Kun nämlich zeigte anschließend im Duell mit Simon Gauzy, warum er die TTBL-Hauptrunde mit einer 20:4-Bilanz als einer der besten Spieler beendet hatte. Zwar verbuchte Gauzy die ersten zwei Punkte des Duells für sich, anschließend aber dominierte Shang das Duell zwei Sätze lang nach Belieben. Mit 11:8 und 11:7 verbuchte er eine 2:0-Satzführung und ließ sich auch von Gauzys Erstarken im dritten und einem 9:11 nicht irritieren. Im vierten nämlich machte der 29-Jährige alles klar: Zwar lag Gauzy erneut lange vorne, Shang jedoch glich zum 9:9 aus, holte den ersten und anschließend den zweiten Matchball, um schließlich die Abwehr des Franzosen zum 12:10 und somit dem 3:1-Sieg zu durchbrechen.
Dass das Liebherr TTBL-Finale damit keineswegs vorentschieden war, hatte Ochsenhausen erst drei Tage zuvor bewiesen, als der Titelverteidiger im Halbfinale aus einem 0:2-Rückstand bei Borussia Düsseldorf einen 3:2-Sieg machte. Am Donnerstag hatte Jakub Dyjas die Aufholjagd eingeleitet, und auch dieses Mal verkürzte der Pole für Ochsenhausen. Das Duell mit Darko Jorgic verlief zwar eng, aber mit aggressiven Topspins holte Dyjas die entscheidenden Punkte. Nach einem 11:9 im ersten Satz wehrte er im zweiten einen Satzball Jorgics ab und verbuchte durch ein 12:10 die 2:0-Führung. Satz Nummer drei ging zwar mit 14:12 und trotz eines starken Comebacks Dyjas’ an Jorgic, das Spiel aber blieb in der Hand Ochsenhausens. Mit elf Punkten in Folge machte er aus einem 0:3 ein 11:3 und sorgte mit seinem 3:1-Sieg für neue Spannung im Titelrennen. „In Düsseldorf hatten wir das Glück auf unserer Seite, dieses Mal hat es nicht ganz gereicht, die Partie komplett umzubiegen“, sagte Ochsenhausen-Trainer Dmitrij Mazunov. „Gratulation an Saarbrücken, sie haben verdient gewonnen.“
Im Spitzeneinzel nämlich gelang Hugo Calderano dieses Mal kein Triumph. Drei Tage nach seinem starken Auftritt beim 3:2-Sieg gegen Timo Boll fand Calderano gegen Shang Kun nicht zu seiner gewohnten Sicherheit. Stattdessen dominierte der Chinese mit starkem Platzierungsspiel: Im ersten Satz verspielte Shang zunächst zwar ein 9:5, holte mit 11:9 aber dennoch die Führung. Anschließend ließ er mit starken Spielzügen und Schlägen ein 11:6 und ein 11:9 folgen – und wenige Sekunden nach dem letzten Punkt folgte der unter Corona-Bedingungen größtmögliche Saarbrücker Jubel.
Das Liebherr TTBL-Finale in der Übersicht
TTF Liebherr Ochsenhausen – 1. FC Saarbrücken TT 1:3
Hugo Calderano – Patrick Franziska 2:3 (3:11, 11:6, 10:12, 11:9, 10:12)
Simon Gauzy – Shang Kun 1:3 (8:11, 7:11, 11:9, 10:12)
Jakub Dyjas – Darko Jorgic 3:1 (11:9, 12:10, 12:14, 11:3)
Hugo Calderano – Shang Kun 0:3 (9:11, 6:11, 9:11)