Als gestern abend die russische Mannschaft von UMMC Ekaterinburg zum Champions League-Halbfinalhinspiel beim 1. FC Saarbrücken Tischtennis in der Saarbrücker Joachim-Deckarm antrat, glaubte kaum einer der Verantwortlichen, dass der FCSTT seinen Siegeszug auch gegen die hoch favorisierten Russen fortsetzen kann. Doch am Ende stand ein mehr als eindrucksvolles 3:0 für die saarländischen Hauptstädter, die nun klar auf Kurs Richtung Endspiel um die europäische Krone steuern.


Schon zum Auftakt erwartete die gut 1500 Zuschauer in der Saarbrücker Joachim-Deckarm-Halle ein echter Krimi. 1:2 nach Sätzen (4:11, 11:7, 5:11) und 4:7 nach Punkten lag Bastian Steger gegen Alexander Shibaev, der anstelle des Kroaten Zoran Primorac ins Team der Russen gerückt war, zurück. Dann aber  zeigte der frischgebackene Deutsche Meister sein bestes Tischtennis und holte sich den vierten Satz doch noch mit 11:8. Im letzten Durchgang behielt Steger dann mit 11:5 deutlich die Überhand gegen seinen Gegner, der sein hohes Anfangsniveau nicht mehr halten konnte. Der FCSTT lag mit 1:0 in Front.


Im zweiten Spiel des Abends bekam es der an Position zwei spielende Saarbrücker Joao Monteiro mit dem Chinesen Hou Yingchao zu tun. Gegen den Defensivkünstler Hou, der fast jeden Ball zurückbrachte und gleichzeitig jede sich bietende Chance nutzte, um selbst zu attackieren war, viel Geduld vom Portugiesen gefragt. Nachdem der erste Satz mit 11:7 klar an den Chinesen ging, fand Monteiro besser in die Partie. Mit einer grandiosen Leistung holte sich sich die nächsten beiden Durchgänge mit 13:11 und 11:6. Als Monteiro dann im vierten Satz seinen ersten Matchball zum 11:8 nutzte hielt es niemand mehr auf seinem Platz. Die Deckarm-Hale tobte, während Monteiro den Fans stolz das Wappen seines Vereins auf der Brust präsentierte. Auf der Bank von Ekaterinburg herrschte dagegen nach dem 2:0 für die Saarländer sichtlich Ernüchterung. „Wir haben so tolle Fans, dass ich ihnen mit der Geste für ihre Unterstützung danke sagen wollte“, erklärte Monteiro anschließend den emotionalen Moment.


Nach der obligatorischen Pause von 15 Minuten bekam es Bojan Tokic mit dem Europameister von 2009, dem Dänen Michael Maze, zu tun. Der Slowene in Diensten des FCSTT legte los wie die Feuerwehr und holte sich den ersten Satz überzeugend mit 11:7. Im zweiten Durchgang kam Maze nach einem 0:4-Rückstand dann besser in die Partie, und gewann den lange ausgeglichenen Satz schließlich mit 11:8. Im dritten Satz war dann wieder Tokic mit 11:9 an der Reihe. Währenddessen hatte die Schiedsrichterin Primorac in der Box von Ekaterinburg wegen unerlaubten Coachings die Rote Karte gezeigt. Als Tokic nach verlorenem vierten Satz (7:11) im Entscheidungsdurchgang seinen zweiten Matchball zum 11:7 nutzte und auf die Platte stieg, um sich feiern zu lassen, brachen alle Dämme. Der krasse Außenseiter FCSTT hatte mit 3:0 gewonnen. „Es ist schon langsam unheimlich, was hier passiert“, kommentierte Steger bestens aufgelegt nach der Partie.

Am Sonntag um 15 Uhr geht es für den FCSTT in der Bundesliga weiter. Mit einem Sieg bei der TG Hanau wären die Saarländer nicht mehr vom ersten Platz in der Tabelle zu verdrängen. „Wir wollen am Sonntag den ersten Platz klarmachen“, machte Tokic deutlich.